Filter Bubble

14.05. – 04.06.2022

Vernissage: 14 May 2022, 14 – 22

15 May – 19 May 2022, 14-18
20 May 2022, 14-20
21 May 2022, 14-22

Finissage: 4 June 2022, 14 – 22 Uhr

After 21 May, visits are on request (info@theoff.space)

Fünf Positionen zeitgenössischer Kunst formieren sich in der Ausstellung «Filter Bubble» im attheoff.space zu einer visuell-haptischen Herausforderung zusammen. Installativ, objektbezogen, mit Reliefcharakter oder als digitales Erzeugnis; die Kunstschaffenden hinterfragen mit ihren Arbeiten gängige Sehgewohnheiten und Materialanwendungen. Verschiedene Zustandsformen künstlerischer Produktion verweisen auf eine Auseinandersetzung mit den Grenzbereichen zwischen Prozess und Resultat, zwischen Form und Material sowie zwischen Funktion und Abstraktion.

Michael Sutter, Leiter Kunsthalle Luzern

Sven Egert

{F_x Office}

www.christofferjoergensen.com

Sipho Mabona

Ariane Vonmoos

Preisliste

Welches Momentum bei der Materialverarbeitung interessiert dich am meisten?
Sven Egert: «Mich interessiert der Moment, wenn aus einem Material – beispielsweise Isopor – etwas ganz Neues entsteht. Hinzu kommen folgende Interessefelder: Die Veränderung bis hin zur Unkenntlichkeit vom ursprünglichen Material. Die neuen Formwelten, die sich durch Zugabe von Chemikalien ergeben. Das Zufällige, welches nur bis zu einem gewissen Punkt steuerbar ist. Das Freilegen von Strukturzeichnungen, welche sich im Material befinden und schon fast archäologisch zum Vorschein gebracht werden sollen.»
Welche Veränderungen ergeben sich bei der seriellen Produktion deiner Arbeiten?
Sven Egert: «Neue Arbeitsabläufe und Techniken, qualitativ hochwertigere Ergebnisse, handwerkliche Präzision, neue abstrakte Kompositionen und Spielräume.»
Was reizt dich an der (visuellen) Abstraktion?
Sven Egert: «Mich reizt es, die Wahrnehmung der Betrachter:innen zu aktivieren und dadurch neue Perspektiven und Interpretationsmöglichkeiten zu erschaffen.»
An welchen Formen orientierst du dich?
Ariane Vonmoos: «In all meinen Arbeiten setzt sich eine organische Formensprache durch. Bei der Übersetzung in das Material folge ich primär dem Impuls meines Körpers.»
In welchem Verhältnis stehen Fragilität und Robustheit/Stabilität in deinen Arbeiten?
Ariane Vonmoos: «Sie stehen miteinander in Verbindung, wiegen sich gegenseitig aus. Dualität ist eine treibende Kraft in meinen Arbeiten, sowohl inhaltlich als auch in der Wahl und im Umgang mit Material.»
Welches Material kannst du nicht ausstehen bzw. würdest du dich nicht befassen wollen?
Ariane Vonmoos: «Für mich ist das wie und warum bei der Wahl und im Umgang mit einem Rohstoff zentral. Ich denke, ein bewusster Umgang mit Rohstoffen ist wichtig, auch in der Kunst. In meiner künstlerischen Arbeit verarbeite ich beispielsweise keinen Kunststoff. Das heisst aber nicht, dass ich mich zumindest für dessen Wiederverwendung nicht interessieren könnte.»
Was ist nur im Digitalen – und nicht in realen Raum – möglich?
Christoffer Joergensen: «Im Digitalen/Virtuellen Raum ist es möglich, winzig kleine Dinge identisch gross zu gestalten wie gigantisch grosse Dinge. Man kann schleierhafte Grössenverhältnisse erzeugen und einen ungeheuren Detailreichtum erschaffen. Ich kann im künstlerischen Prozess nicht nur vorwärts gehen, sondern auch Schritte zurück machen, indem ich meine Dateien regelmässig speichere.»
Wie begründen sich die amorphen Oberflächen und Strukturen?
Christoffer Joergensen: «Für dieses Bild habe ich ein Modell aus den Schleichtieren meiner Kinder, Rahm, Moos und Glitzer erstellt, abfotografiert und mit einem Photogrammetrie-Programm zu einem Computermodell verarbeitet. Mit einem 3D-Grafik-Programm habe ich eine ‘Fotografie’ eines Teils des Modells genommen, dessen Konstellation ich spannend fand. Mir gefällt die Idee, dass die Tierfiguren mit der Landschaft verschmolzen sind und dass vielleicht die ganze Landschaft aus ihnen besteht.»
Inwiefern verkörpern deine Werke Landschaften? Bzw. wie reagierst du auf die Frage, ob deine Werke «Landschaftsraum» suggerieren?
Christoffer Joergensen: «Für mich ist der digitale Raum ein Innenraum, während die Landschaft ein Aussenraum ist, was ich als ein interessantes Spannungsfeld wahrnehme. Im virtuellen Raum werde ich nie wirklich das Gefühl haben, in einer offenen Landschaft zu stehen. Deshalb wird diesem Raum immer etwas Klaustrophobisches anhaften, ganz egal, wie viele Details ich reinstecke und wie episch die digitalen Landschaften sind, die ich darin erschaffe.»
Was interessiert dich an dem stofflichen Material?
Sipho Mabona: «Mein Interesse für Textilien entstand ursprünglich aufgrund der Limitationen von Papier bezüglich Grösse und Robustheit. Aber durch die Arbeit mit Textilen entstand ein neues Verständnis und Interesse für das Material. Mittlerweile interessiert mich vor allem die Interaktion der Textilien mit den pflanzlichen Farbstoffen. Insbesondere, wie sich diese Interaktion partiell steuern lässt und trotzdem vieles dem Zufall überlassen bleibt.»
Wie beurteilst du das Verhältnis von hart & weich innerhalb deiner Arbeit?
Sipho Mabona: «Die Interaktion und das Wechselspiel, sowie die Koexistenz dieser beiden Extreme einer Skala interessieren mich. Auch wenn 99% der Oberfläche aus weich anmutendem Material besteht, scheint oft Härte zu dominieren. Weshalb ist das so? Auch der Einfluss, den die Farbe auf diese Interaktion hat, interessiert mich. Wie verschiebt sich die Gewichtung durch ihren Einsatz?»
Wie viel Experimentelles bzw. wie viel Konzeptuelles steckt in deinen Arbeiten?
Sipho Mabona: «Die Verschiebung des Verhältnisses von Zufall vs. Konzept war ein zentraler Aspekt meines künstlerischen Schaffens. Meine Arbeit war früher sehr stark konzeptionell geprägt. Ich habe unter anderem mit dem pflanzlichen Färben begonnen, um ein Stück weit mit dieser konzeptorientierten Praxis zu brechen. Der Einbezug des Zufalls war für mich wichtig, um lebensnaher und entspannter arbeiten zu können, sowohl in der Praxis wie auch in der Theorie.»
What are the three main themes of your artistic collaboration?
{F_x Office}: «We don’t operate in themes as such. We develop based on interest and the conditions of opportunity, I’d say. Looking back, there may be some red threads to be identified. The work has a backbone in rhetorics or manipulation through language – in terms not only of verbal communication, but also of spatial design and the usage of imagery. We like to appropriate language and signs from the public sphere, recreating them in a variety of media. Our work points to the economy of interests and attention, which may be governed by financial, political, psychological or other motives and means of power. To sum it up in favor of a catchy listicle: MANIPULATION, APPROPRIATION and THE
ECONOMY OF EVERYTHING.»
In your collab, how important is the artistic process?
{F_x Office}: «The artistic process – as opposed to other processes like eating, smoking or fishing? Things overlap. We decided on the content of our last work over hamburgers, based on a list of snippets on my phone and some coincidence on Elza’s part. We take important decisions together and after that, split tasks naturally. If there is time and mood, we build together, but it also happens that we create asynchronously. There is a certain amount of pragmatism and pleasure in quick decision making. It has to feel light. Of course, things works like that because of all the time spent aimlessly sharing thoughts, games, experience at some point in time. How important is this? Very!»
What is not possible within your collective collaboration?
{F_x Office}: «Regular office hours.»
Interviewfragen & Redaktion: Michael Sutter, Leiter Kunsthalle Luzern / www.m-sutter.ch
Mai 2022