Adrian Schär: Her mit dem schönen Leben!

HER MIT DEM SCHÖNEN LEBEN!

Wer sind wir, wenn nicht die Komponenten, aus denen wir zusammengesetzt sind? Wir sind genauso die Wahrnehmungen, die nicht die unseren sind, die Gedanken die um uns herum schwirren und die Räume, welche wir durchqueren und die uns durchqueren. Soziale Räume, materielle Räume, imaginäre Räume und die prekären Räume einer gemeinschaftlichen Zukunft.

Eintreten. Füsse abtreten. Das Vestibül ist düster, die Augen müssen sich an die Dunkelheit gewöhnen, das rötliche Licht. Wir sind schon mitten drin. Die Besucherin kann sich in diesem Entrée langsam aklimatisieren, um dann immer weiter in die Räume einzutauchen. Ein kathartischer Limbus ruft schon nach ihr.

Eintreten. Hinsehen. Die Video-Arbeit mit dem Titel «Sisyphos» verbindet in musikalischem Ritornell die aktivistisch-apocalyptische Aussenwelt mit der zeitgenössischen Subjektivierung durch digitale Medien, Youtube und Live-Streams. Untätig aber aktiv, starren wir auf die Held_innen der Geschichte, auf die manipulierten Zauberwelten und das Spektakel, das wir durchklicken und werden ein Teil davon. Eine Auseinandersetzung mit der unendlichen Gegenwart, alleine und persönlich.

Eintreten. Ankommen. Die Malerei von Adrian Schär ist aufgesogen von Referenzen aus der Kunstgeschichte, aus dem Alltag, von Momenten des Zusammenlebens, des Gemeinschaftlichen und des urbanen Wohnens. Die Zimmerpflanzen, die Küche, das Klo. Mit Humor geben die Werke einen intimen Einblick in ein Leben während sie die bürgerliche Tugend des schönen Wohnens konterkarieren. Stets dabei der Wirbel in Slogans gemalter Aussagen, die die Gedanken nicht zur Ruhe kommen lassen, sie stets antreiben weiterzudenken, zu werden statt zu sein. Der bekannte Raum als sicherer Ort, unter und über dem die Welt brodelt.

Text: Adrian Hanselmann